Eine große Gaudi und gelebte Inklusion

erstellt von Christopher Benz am 08.12.2023

Es ist längst eine Traditionsveranstaltung von Anpfiff ins Leben. Zum fünften Mal fand am Freitagabend in der Hoffenheimer Sporthalle am Großen Wald das Nikolausturnier im Sitzvolleyball statt. 20 Mannschaften mit 150 Teilnehmenden stellten einen neuen Rekord da, das Turnier erfreut sich von Jahr zu Jahr immer größerer Beliebtheit und auch in Sachen Kostümierung trauen sich die Teams stärker aus der Deckung.

Blocken, Pritschen und Schmettern, auf fünf Feldern ging es am Freitagabend über knapp vier Stunden heiß her. Die Volleybälle flogen teils rasend schnell über die Netze, im Fokus stand aber durchgehend der Spaß.

 

„Es soll einfach eine große Gaudi sein“, sagte Rudi Sonnenbichler. Die Volleyball-Koryphäe ist längst ein alter Hase beim Sitzvolleyball und begrüßte stilecht im Nikolaus-Pullover und mit einem kleinen Gedicht die teilnehmenden Teams und Zuschauer, bevor zur offiziellen Eröffnung das Licht gelöscht und ein paar verkleidete Gäste ihren besonderen Auftritt hatten.

Sinsheims Oberbürgermeister Jörg Albrecht, Hoffenheims Ortsvorsteher Karlheinz Hess sowie Anpfiff-Vorsitzender Dietmar Pfähler schritten verkleidet in die Halle. „Als Erstes möchte ich um einen Applaus für Anpfiff ins Leben bitten für diese tolle Veranstaltung, die mal wieder einen Rekord an teilnehmenden Mannschaften aufgestellt hat“, sagte Albrecht. Er regte weiter an: „Nutzt diesen Abend auch zum Austausch untereinander, ich kann jedenfalls sagen, dass ich immer gerne hier bin.“

Sitzvolleyball bedeutet stets gelebte Inklusion. Das bietet der AiL-Partnerverein Anpfiff Hoffenheim seit etlichen Jahren an und erfreut sich weit über die Region hinaus großer Beliebtheit. Beim Sitzvolleyball können Menschen unabhängig ihres Alters und ihres Geschlechts mit und ohne Handicap auf Augenhöhe gemeinsam Sporttreiben. Niemand hat einen Vor- oder Nachteil.

Karlheinz Hess rät jedem, der das noch nicht ausprobiert hat, dringend zu tun. „Als ich selbst Sitzvolleyball gespielt habe, war ich nach einer halben Stunde total platt“, erzählte Hoffenheims Ortsvorsteher, der obendrein für den Oberbürgermeister einen Rat hatte und ihm zugerichtet augenzwinkernd hinzufügte: „Ich kann jedem nur empfehlen, selbst einmal Sitzvolleyball auszuprobieren.“

Beim Blick in die mehr als gut gefüllte Halle strahlte Hess noch breiter und sagte: „Ich bin völlig geplättet. Es ist einfach nur schön zu sehen, wenn hier jedes Mal so viele Menschen zusammenkommen.“

Zwischen den beiden stand der Nikolaus und begrüßte jede Mannschaft unter lautem Applaus einzeln. Unter dem weißen Bart erkannte man Dietmar Pfähler, der während seiner unterhaltsamen Eröffnungsrede auch auf den neu eingeführten Kostümwettbewerb aufmerksam machte. „Dabei gibt es ebenfalls etwas zu gewinnen“, kontatierte er.

Salome Hermann, Koordinatorin Sitzvolleyball bei Anpfiff, und Michelle Dübon, Koordinatorin Bewegungsförderung für Amputierte, richteten danach den Fokus auf den Sport. „Danke für die vielen warmen Worte, aber jetzt wird gespielt“, sagte Hermann unter lauten Applaus und rief die Teams dazu auf, ihre für die erste Spielrunde zugeteilten Felder aufzusuchen.

Das taten unzählige Nikolausmützen, Elfen, Rentiere, Engel und sogar eine mit knallroten Hawaii-Hemden ausgestattete Mannschaft. Jeweils sieben Minuten dauerte eine Partie und nach einer Vorrunde starteten die verschiedenen Zwischenrunden, in der die Teams nach den ersten Ergebnissen zugeteilt wurden. Am besten schlugen sich die Jungs von UHAKL. Das Team besteht aus Spielern der SG Sinsheim-Helmstadt, die Rudi Sonnenbichler trainiert. Eine Mannschaft aus Fulda und eine aus Esslingen hatten den weitesten Anfahrtsweg.

Den Kostümwettbewerb gewannen „Rudolph und die Weinhnachtselfen“, eine Mixed-Mannschaft des VC Hoffenheim. „Alles in allem hatten wir wieder ein legendäres Turnier, mit großem Spaßcharakter und viele Beteiligte haben zurückgemeldet, wie unkompliziert Inklusion gelebt werden kann“, so Hermann.

Um das in die Wege zu leiten, ist neben vielen helfenden Händen auch finanzielle Unterstützung nötig. Die Koordinatorin Sitzvolleyball erläuterte: „Wir haben 2022 bei der Ferry Porsche Challenge den 3. Platz und damit eine sehr große Fördersumme mit unserem Sitzvolleyballteam gewonnen. Aus diesen Geldern werden unsere inklusiven Projekte, wie zum Beispiel das Nikolausturnier finanziert.“

Bei der Siegerehrung gab es einen zweiten Einzug in die feierlich geschmückte Halle. Diesmal fungierte Magnus Fischer, ein ehemaliger Sitzvolleyballer von Anpfiff Hoffenheim, als Nikolaus, begleitet von seiner Partnerin Angelika Nowak als Engel. Dazu das Gefolge der 20 Teamvertreter.

Fischer wurde im Oktober mit der deutschen Sitzvolleyball-Nationalmannschaft Vize-Europameister und hat im November beim World Cup in Kairo Bronze gewonnen. Somit ist das Ticket für die Paralympics in Paris 2024 zum Greifen nah. Beruflich bedingt sind die beiden ins Rheinland gezogen und spielen nun für den TSV Bayer 04 Leverkusen, kommen aber bei diesen legendären Veranstaltungen gerne immer wieder zurück nach Hoffenheim.

„Wer dieses Mal ein tolles Sitzvolleyball-Event verpasst hat, hat am letzten Aprilwochenende 2023 die Chance, den Volksbank Kraichgau Cup zu erleben“, blickte Hermann schon jetzt auf die nächste große Veranstaltung ihrer geliebten Sportart in der Hoffenheimer Sporthalle am Großen Wald voraus.