Zwischenstopp auf dem Weg zu den Paralympics

Frankreichs Männer-Nationalmannschaft/Sitzvolleyball zum Trainingslager in Hoffenheim

„Allons enfants de la patrie, le jour de gloire est arrivé…!“ erschallte die französische Nationalhymne am Samstag nicht nur aus dem Lautsprecher der Sporthalle Am Großen Wald in Hoffenheim sondern der Text wurde auch von der 17-köpfigen Delegation aus Frankreich eng umschlungen mitgesungen. Doch auch das gesamte Sitzvolleyballteam von Anpfiff Hoffenheim hielt sangestechnisch voll dagegen, als im Anschluss daran „ihre Nationalhymne“ ertönte.

Endlich war es wieder soweit: Nach mehr als zwei Jahren pandemiebedingten Verzichts konnten die Sitzvolleyballer von Anpfiff Hoffenheim über das Wochenende wieder Gäste zu einem gemeinsamen Trainingslager empfangen. Dass es mit der Männer-Nationalmannschaft Frankreichs gleich so illustre Gäste waren, war natürlich für die Anpfiff-Sportler eine ganz besondere sportliche aber auch logistische Herausforderung, musste die französische Delegation doch Freitagmittag vom Bahnhof in Karlsruhe abgeholt, im Anpfiff-Pavillon untergebracht und verköstigt, und schließlich am Sonntagnachmittag wieder zurücktransportiert werden. Dazu ein sehr forderndes Sportprogramm mit einer zweieinhalbstündigen Trainingseinheit am Freitag, zwei „Länderspielen“ plus eineinhalb Stunden Techniktraining in Gruppen am Samstag und abschließend einem dreistündigen Mixed-Turnier 4:4 am Sonntag im Modus „Jeder gegen Jeden“.

Doch zurück zum Länderspiel am Samstagvormittag: Nachdem die Hymnen verklungen waren und der Anpfiff ertönte, war die Halle sehr schnell von Kampfgeist, Anfeuerungsrufen und lautem Jubel über gewonnene Punkte auf beiden Seiten erfüllt.
Die Hoffenheimer Sitzvolleyballer starteten souverän, setzten sich im ersten Satz Punkt für Punkt ab und kamen durch konsequente Angriffs- und Blockarbeit überraschend klar zum 25:21-Satzgewinn. Die Franzosen zeigten zu Beginn des zweiten Satzes jedoch ihren großen Kampfgeist und fighteten verbissen um jeden Punkt! Trotzdem gewannen die „Hoffemer“ auch diesen Durchgang am Ende relativ klar mit 25:19. Waren es die überraschenden Satzgewinne verbunden mit nachlassender Konzentration oder die Wechsel auf drei Positionen, die die Ursache waren, dass die Sätze 3 und 4 mit 13:25 und 18:25 an die Gäste gingen? Diese Fragen blieben letztendlich unbeantwortet. So musste der Tie-Break entscheiden, der nach Absprache aber nicht bis 15, sondern auch bis 25 Punkte gespielt wurde. Und hier entwickelte sich ein Satz, der bezüglich Spielniveau seitens des Hoffenheim-Teams bislang noch nicht gesehen wurde:
Lange Rallyes, umkämpfte Abwehrbälle und tolle Angriffs-/Blockaktionen auf beiden Seiten. Verbissen wurde Punkt für Punkt geackert, lauthals unterstützt von den Bankspielern und Delegationsmitgliedern auf beiden Seiten, die fast vergessen ließen, dass dieses sportliche Highlight von Freitag bis Sonntag ganz ohne Öffentlichkeit stattfand. Ziemlich kaputt, aber letztendlich verdient, bejubelte das Anpfiff-Team das 25:21 im Tie-Break (3:2).

Die Technik-Einheit am Nachmittag in gemischten Leistungsgruppen wurde jeweils verantwortlich vom international erfahrenen Trainer-Duo Vorsatz/Sonnenbichler geleitet und anschließend mit den beiden französischen Trainern besprochen und ausgewertet.

Dass das 2.Länderspiel am Abend sogar noch klarer mit 3:1 Sätzen von den Spielern um Kapitän Claus Ellinger gewonnen werden konnte, war sicher nicht in den Plänen der französischen Delegation vorgesehen, zeigte aber letztendlich auch die gute und vor allem inklusiv ausgerichtete Trainingsarbeit der Hoffenheimer Sitzvolleyballer in den letzten Wochen und Monaten. In beiden Spielen waren immer mindestens ein bis zwei Frauen auf Hoffenheimer Seite mit auf dem Spielfeld und bei allen Trainingseinheiten wurde der gesamte Kader integriert.

Das mit der Einladung zu einem gemeinsamen Trainingslager ausgesprochene Ziel, den Paralympics-Ausrichter Frankreich 2024 auf dem Weg dorthin sportlich zu unterstützen, wurde dann am Sonntagvormittag in der letzten Trainingseinheit nochmals voll entsprochen. Fünf gemischte 4er-Teams kämpften intensiv im Modus „Jeder gegen Jeden“ auf zwei Spielfeldern um den Turniersieg!

Mit einer stimmungsvollen Siegerehrung und dem Versprechen seitens der französischen Delegation, möglichst schnell eine Rückeinladung in Frankreich zu organisieren, endete ein sportlich sehr gelungenes Wochenende, das – sieht man es unter dem Aspekt der Inklusion – wiederum bewiesen hat, wie stark die Kraft des Sports ist, Menschen mit und ohne Amputation, Sportler aus verschiedenen Nationen und Kulturen wahrlich auf Augenhöhe und ohne Ressentiments zusammen zu bringen. (Salome Hermann)